
Daniel Preite ist Gründer und Geschäftsführer der Sitewalk Est. in Schaan. Seit 1998 entwickelt er mit Sitewalk digitale Lösungen und begleitet Unternehmen bei der digitalen Transformation. Mit revans.ai startet er nun sein bislang ambitioniertestes Vorhaben zusammen mit seinem langjährigen Mitarbeiter und guten Freund Dimitrios Gerasopoulos: eine KI-gestützte SaaS-Plattform für Reputationsmanagement, die insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dabei unterstützt, professionell, effizient und lernfähig auf Online-Bewertungen zu reagieren.
Das Projekt hat in kürzester Zeit einen Proof-of-Concept, einen vollständigen Businessplan und erste Pilotprojekte realisiert – darunter ein erfolgreicher Pitch beim Liechtensteiner Hotel- und Gastronomieverband (LHGV). Aktuell befindet sich revans.ai in der MVP-Entwicklung und zählt zu den 70 ausgewählten Start-up-Unternehmen beim grossen Bündner Startup-Event am 5. September auf Schloss Löwenberg. Zwar wurde das Team nicht für einen Bühnenpitch berücksichtigt, hat jedoch eine detaillierte KI-Analyse des Pitchdecks (SupScreen) sowie eine persönliche Liste von Investor:innen und Unterstützer:innen, die ihr Interesse an revans.ai bekundet haben, erhalten. Nun liegt es an Daniel und Dimitrios, diese Kontakte zu aktivieren und individuelle 1:1-Gespräche ausserhalb des Events zu führen – ein ebenso entscheidender Schritt auf dem Weg zur Marktreife.
Daniel, du bist seit über 27 Jahren mit Sitewalk in der digitalen Welt unterwegs. Was war der Auslöser dafür, mit revans.ai ein völlig neues Kapitel aufzuschlagen?
Es gibt viele Gründe für diesen Schritt, aber im Kern ist es meine Begeisterung für das Tüfteln und Entdecken in der digitalen Welt, die mich seit meiner Kindheit begleitet. Nachdem wir bei Sitewalk im Frühjahr 2025 eines unserer grössten Projekte abgeschlossen hatten, entstand Raum für neue Ideen. In dieser Phase entstand die Grundidee für ein KI-gestütztes Reputationsmanagement. Bei einem Austausch mit meinem Kollegen Dimitrios wurde daraus schnell ein konkretes Projekt. Wir erkannten sofort das Potenzial und beschlossen, es gemeinsam weiterzuverfolgen.
Spätestens durch den Proof-of-Concept, live generierte Rezensionsanworten über eine frühe Version unserer eigenen Prompt-Engine, und die positive Resonanz darauf beim Hotel- und Gastronomieverband in Liechtenstein, wurde klar, revans.ai hat das Potenzial, echten Mehrwert für Unternehmen zu schaffen. Aus einer Idee wurde ein neues Kapitel.
Was hat dich und dein Team besonders an der Idee eines KI-basierten Reputationsmanagements fasziniert?
Im Online-Marketing weisen wir unsere Kunden seit Langem auf die Bedeutung von Review-Management hin, besonders auf Google. Dabei sehen wir immer wieder, wie schwer sich Unternehmen mit negativen Rezensionen tun und wie wenig Wert positiven Bewertungen beigemessen wird.
Mit dem Aufkommen des KI-Megatrends war für uns rasch klar: Hier entsteht ein idealer Anwendungsfall. Unser KI-gestütztes Reputationsmanagement hilft Unternehmen, ihre Online-Reputation gezielt zu verbessern – und das ist gleichzeitig eine wirksame SEO-Massnahme, bei der wir unsere Kunden ohnehin seit jeher unterstützen. Ganz nebenbei springen wir damit auch in grösserem Stil als bisher auf den KI-Zug auf, aber mit aus unserer Sicht echtem Mehrwert.
Wie genau funktioniert revans.ai? Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz konkret im Produkt – geht es eher um Automatisierung oder um echte semantische Intelligenz?
revans.ai analysiert öffentliche Bewertungen aus Online-Portalen wie beispielsweise Google, Tripadvisor, Yelp oder Kununu. Die KI liest diese Reviews, erkennt wiederkehrende Muster, Anliegen und Stimmungen – und leitet daraus konkrete Vorschläge für unternehmerisches Handeln ab, z. B. in Form von Aktionsplänen oder Empfehlungen für interne Verbesserungen.
Ein zweiter zentraler Bestandteil ist die automatische Generierung von Antwortvorschlägen auf einzelne Reviews. So hilft revans.ai Unternehmen, auch bei hohem Zeitdruck oder in emotional herausfordernden Situationen professionell, empathisch und im richtigen Ton zu reagieren. KI-gestützt, aber durch weitreichende Konfigurationsmöglichkeiten unsere eigenen Prompt-Engine doch betriebsspezifisch und menschlich.
Die KI übernimmt dabei nicht nur Routineaufgaben – sie versteht den semantischen Gehalt der Rückmeldungen und unterstützt so echtes Erfahrungslernen entlang echter Kundenmeinungen.
Warum fokussiert ihr euch gezielt auf KMUs?
Zum einen ergibt sich dieser Fokus ganz natürlich aus unserem Hintergrund bei Sitewalk. Wir arbeiten seit jeher eng mit kleinen und mittelständischen Unternehmen zusammen und kennen ihre spezifischen Herausforderungen im digitalen Raum sehr genau.
Zum anderen sehen wir im Markt eine klare Lücke: Bestehende Anbieter im Bereich Reputationsmanagement richten sich in Funktionalität und Preisgestaltung bislang vor allem an grosse Unternehmen. Für KMUs sind diese Lösungen oft überdimensioniert oder schlicht zu teuer. Genau hier setzen wir mit revans.ai an – mit einer smarten, skalierbaren Lösung, die speziell auf die Bedürfnisse kleinerer Unternehmen zugeschnitten ist und echten Mehrwert schafft.
Das Projekt ist gemeinsam mit deinem Mitarbeiter und Freund Dimitrios entstanden. Wie ergänzt ihr euch als Team?
Schon bei der Gründung von Sitewalk spielte das Zusammenspiel unterschiedlicher Kompetenzen eine entscheidende Rolle. 1998 traf mein gestalterisches Verständnis und meine offene, auf Menschen zugehende Art auf das technische Know-how meines damaligen Geschäftspartners – eine Kombination, die den Grundstein für unseren gemeinsamen Weg legte.
2025 ist es bei revans.ai mit neuem Geschäftspartner ganz ähnlich. Ich bringe inzwischen über 27 Jahre Erfahrung, ein gewachsenes Netzwerk und ein gutes Gespür für Vertrieb und Kommunikation mit. Dimitrios ergänzt das Team ideal mit seiner strukturierten, analytischen Herangehensweise und seiner fundierten KI- und Programmierkenntnis.
Was uns verbindet, ist eine ausgewogene Mischung aus Pragmatismus und Weitblick – sowie ein gemeinsames Verständnis dafür, wie entscheidend ein intuitives und durchdachtes Nutzererlebnis in digitalen Anwendungen ist. Diese Kombination bringt nicht nur Tempo und Klarheit ins Projekt, sondern macht uns als Team belastbar und zukunftsorientiert.
Wie weit seid ihr aktuell mit dem MVP und was ist der nächste grosse Meilenstein?
Bei der Entwicklung des MVPs stehen wir zugegebenermassen noch ganz am Anfang. Doch wir wissen aus Erfahrung: Wenn Fokus und Ressourcen stimmen, lassen sich in kurzer Zeit substanzielle Fortschritte erzielen. Die aktuell grösste Herausforderung liegt in der Balance. Da wir revans.ai bislang eigenfinanzieren, müssen wir die Arbeit an unseren Sitewalk-Kundenprojekten mit der Produktentwicklung in Einklang bringen – ohne die wirtschaftliche Stabilität von Sitewalk zu gefährden und ohne bei potenziellen Investor:innen den Eindruck zu erwecken, es fehle uns an Commitment für revans.ai.
Die nächsten entscheidenden Meilensteine betreffen daher nicht nur die technische Umsetzung, sondern auch die Finanzierung: Aktuell kontaktieren wir die Investor:innen-Leads aus unserer Anmeldung zum Grossen Bündner Startup Event einzeln und persönlich. Zudem haben wir uns für einen weiteren Pitch-Event beworben. Parallel arbeiten wir an einer ersten interaktiven Demo, die als Grundlage für das MVP dienen soll. Wie schnell wir hier vorankommen, hängt davon ab, in welchem Umfang wir zeitliche und personelle Ressourcen aus dem Sitewalk-Team umschichten können.
Ergänzend dazu verfolgen wir auf strategischer Ebene die eigentliche Firmengründung sowie die Besetzung eines Advisory Boards mit ausgewiesenen Expert:innen aus Bereichen wie SaaS-Go-to-Market, internationalem Vertrieb, Fundraising und Reputationsmanagement. Damit wollen wir nicht nur gezielt wahrgenommene Lücken im Team schliessen und Vertrauen bei Investor:innen aufbauen, sondern uns auch erfahrene Sparringspartner an Bord holen, die eine kritische Aussenperspektive einbringen – und Türen öffnen können, die uns sonst verschlossen geblieben wären oder zumindest deutlich schwerer zugänglich sind.
Welche Erfahrungen habt ihr bisher im Fundraising gemacht – und wie geht es für euch weiter?
Unsere erste eigentliche Erfahrung im VC-Fundraising war der Pitch bei den Business Angels Liechtenstein im Juni 2025. Es war ein kleines, aber lehrreiches Setting. Wir haben dort nicht nur direktes Feedback erhalten, sondern auch wichtige Fragen mitgenommen – insbesondere zum Plattformrisiko. Das hat uns veranlasst, unseren Businessplan gezielt zu überarbeiten und inhaltlich zu schärfen.
Einen weiteren Schritt wollten wir mit unserer Anmeldung zum grossen Bündner Startup Event auf Schloss Löwenberg machen. Zusammen mit über 70 anderen Startups kamen wir in die engere Auswahl. Im Unterschied zu früheren Austragungen wurde dieses Jahr jedoch nur ein kleiner Teil der Bewerber für einen Bühnenpitch und das anschliessende Speeddating-Format mit Investor:innen eingeladen. Für die übrigen Startups – darunter auch revans.ai – bestand der Beitrag in einer detaillierten, KI-gestützten Auswertung des eingereichten Pitchdecks. Auch wenn unser vollständiger Businessplan dabei nicht berücksichtigt wurde, haben wir wertvolle Hinweise erhalten, die wir nun gezielt in unsere weitere Investor:innen-Kommunikation einbauen.
Aktuell führen wir zudem intensive Gespräche im bestehenden Kundennetzwerk von Sitewalk, insbesondere mit Kunden, die das Potenzial haben, als erste Referenzpartner oder sogar als strategische Investoren zu wirken. Parallel dazu haben wir uns bereits für den nächsten grossen Pitch am 18. September in Vaduz angemeldet – organisiert von namhaften VC-Firmen. In diesen Pitch werden wir die geballte Erfahrung aus bisherigen Gesprächen, der SupScreen-Analyse sowie den Learnings aus Liechtenstein und Löwenberg einfliessen lassen – fokussierter, konkreter und noch überzeugender.
Sitewalk bleibt laut deiner Aussage dein «unternehmerisches Fundament». Welche Rolle spielt Sitewalk konkret für revans.ai – organisatorisch, technologisch, strategisch?
Bei Sitewalk bündeln wir von der Konzeption über die technische Umsetzung bis zur Markteinführung genau die Kompetenzen, die nötig sind, um ein Projekt wie revans.ai erfolgreich umzusetzen. Besonders in den letzten Jahren haben wir mehrfach bewiesen, dass wir Projekte in dieser Grössenordnung und mit KI-Funktionalität effizient realisieren können.
Organisatorisch und technologisch profitieren wir von eingespielten Prozessen, modernen Tools und einem erfahrenen Team. Strategisch bringt uns Sitewalk einen entscheidenden Vorteil: den direkten Zugang zu einem breiten Kundennetzwerk, darunter viele potenzielle Pilotkunden und Multiplikatoren. Das hilft uns, revans.ai im Beachhead-Markt wie im Businessplan vorgesehen schnell zu etablieren. Nicht zuletzt verleiht uns der Sitewalk-Background im Liechtensteiner und Ostschweizer Markt auch die notwendige Glaubwürdigkeit – ein nicht zu unterschätzender Faktor für ein neues Produkt dieser Art.
Wie gross ist das Marktpotenzial für ein Tool wie revans.ai im DACH/FL-Raum und international?
Das Marktpotenzial für revans.ai ist beachtlich, sowohl im DACH/FL-Raum als auch international. Dafür sprechen gleich mehrere Entwicklungen, die wir derzeit sehr genau beobachten. Zum einen gewinnen Kundenbewertungen auch in weiteren Branchen zunehmend an Bedeutung. Was in der Hotel- und Gastrobranche längst Standard ist, breitet sich auf Bereiche wie das Gesundheitswesen, Handwerk, Bildung oder lokale Dienstleistungen aus. Immer mehr Unternehmen stehen vor der Herausforderung, professionell mit Bewertungen umzugehen und suchen dafür praktikable, skalierbare Lösungen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die zunehmende Nachfrage nach europäischen Lösungen. Datenschutz, Datenhoheit und geopolitische Überlegungen spielen eine immer grössere Rolle. In diesem Punkt können wir mit revans.ai punkten: Serverstandort EU, DSGVO-konform und ein europäischer Background inkl. dem eingesetzten KI-Sprachmodell sorgen für Vertrauen und Akzeptanz.
Hinzu kommt: Der globale Markt für Reputationsmanagement, heute bereits ein Milliardenmarkt, wächst dynamisch: jährlich um über 13 %, Tendenz steigend. Das Potenzial ist dabei noch lange nicht ausgeschöpft, weil viele Branchen erst am Anfang dieser Entwicklung stehen. Besonders interessant ist dabei der DACH/FL-Raum. In der Schweiz, Liechtenstein, aber auch in Teilen von Österreich und Deutschland beobachten wir immer wieder eine gewisse digitale Verzögerung im Vergleich zu Märkten wie den USA. Gleichzeitig nimmt das Bewusstsein für digitale Sichtbarkeit deutlich zu. Genau das ist unsere Chance, mit einem praxisnahen, lokal verankerten Produkt frühzeitig eine führende Position einzunehmen, noch bevor sich globale Plattformen dauerhaft festsetzen.
Nicht zuletzt sehen wir auch ein riesiges Potenzial im Mittelstand. Viele KMUs wissen zwar, wie wichtig Bewertungen sind, gehen aber wenig strukturiert damit um. Hier setzen wir mit revans.ai gezielt an – mit einer einfach zugänglichen, KI-gestützten Lösung, die Zeit spart, Qualität sichert und echten Mehrwert schafft.
Was hat Dich in den letzten Monaten am meisten überrascht oder bewegt auf dieser Reise?
Der Einstieg in die Welt des Venture Capital ist für mich persönlich Neuland und zugleich eine spannende Herausforderung. Jeder Termin, jede Veranstaltung und auch jeder Rückschlag, wie der überraschende Formatwechsel des «grossen Bündner Startup Events auf Schloss Löwenberg» fordert mich aufs Neue heraus, unsere Idee präziser und überzeugender zu vermitteln. Dabei merke ich, wie sehr mich dieser Prozess antreibt, unsere Argumentation weiter zu schärfen und potenzielle Investor:innen für die gemeinsame Vision zu begeistern.
Besonders berührt und motiviert hat mich der Zuspruch aus meinem persönlichen und beruflichen Umfeld. Viele greifen einzelne Informationen zu revans.ai über LinkedIn oder über Dritte auf – und kommen auf mich zu, um mehr zu erfahren. Jedes dieser Gespräche, auch im privaten Umfeld, ist für mich wie ein Training für die Argumentation gegenüber künftigen Anwender:innen oder Investor:innen. Gleichzeitig zeigt es mir, dass wir mit unserer Idee offenbar einen Nerv treffen. Dennoch bewahren wir uns die nötige kritische Distanz, um freundschaftlich gemeinte Zustimmung aus dem nahen Umfeld nicht mit echtem Marktfeedback zu verwechseln. Den sogenannten «friendly fog», also den wohlwollenden Nebel aus zu viel Zustimmung, versuchen wir bewusst zu durchdringen.
Natürlich lernt man auf einer solchen Reise auch sich selbst besser kennen. Ich ertappe mich immer wieder bei meiner Ungeduld – ich wünsche mir oft mehr Tempo und weniger Hürden in Entscheidungsprozessen. Aber vielleicht ist genau das auch Teil des Antriebs. Was bleibt, ist ein starkes Gefühl: Wir sind auf dem richtigen Weg. Es ist eine Reise, die noch viele Überraschungen mit sich bringen.
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Vielen Dank für das Gespräch!