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Fachbeitrag

«KI wird Steuerberater nicht ersetzen»

Bild: Michael Buholzer

Künstliche Intelligenz in der internationalen Steuerberatung bringt Fortschritt mit Risiken, erklärt Priska Rösli von Red Leafs Tax im Wirtschaft regional.

Die Steuerberatung steht vor einem tiefgreifenden Wandel: Künstliche Intelligenz (KI) ver­ändert, wie Steuerberater arbeiten, und beeinflusst die Erwartungen der Kunden. Automatisierte Analysen, schnelle Verarbeitung grosser Daten­men­gen und intelligente Systeme machen viele Prozesse effizienter – bringen aber auch Herausforderungen mit sich.

KI verändert aber nicht nur, wie Steuerberater arbeiten, sondern auch, welche Leistungen die Kundschaft von ihnen erwarten kann, erklärt Priska Rösli, Gründungspartnerin von Red Leafs Tax. «KI wird die Steuerberatung nachhaltig verändern, aber sie wird Steuerberater nicht ersetzen», betont sie. Der grösste Vorteil liegt in der Kombination aus Automatisierung und menschlicher Expertise. Jedoch wird weiterhin die strategische, individuelle Beratung im Mittelpunkt stehen: «Innovative Steuerberater werden in Zukunft nicht nur ihre analytischen Fähigkeiten weiterentwickeln, sondern auch ihre Rolle als strategische Partner stärken», erklärt Priska Rösli: «Denn in einer zunehmend automatisierten Welt gewinnt der persönliche, fundierte Rat zunehmend an Bedeutung.»

Höhere Geschwindigkeit und weniger Fehler

Die Vorteile der Anwendung von KI liegen in schnelleren Analysen, weniger Fehlern und mehr Zeit für die Beratung. KI kann grosse Mengen an Steuerdaten in kurzer Zeit auswerten und dabei Muster erkennen, die für den Menschen schwer zu entdecken wären. Besonders in der internationalen Steuerberatung, bei der komplexe Regelwerke und multilaterale Steuerabkommen eine Rolle spielen, bietet das viele Vorteile: Länderspezifische Steuerregeln und Doppelbesteuerungsabkommen lassen sich mit KI effizienter vergleichen, automatisierte Prüfungen helfen, Unstimmigkeiten früh zu erkennen, Routineaufgaben wie Berechnungen oder Recherchen werden schneller erledigt, sodass sich Steuerberater stärker auf individuelle Lösungen konzentrieren können.

Die Tücken: Vertrauen, Fehler und Transparenz

Die künstliche Intelligenz stösst bekanntlich hin und wieder an ihre Grenzen, insbesondere, weil sie kein Urteilsvermögen kennt. «KI kann Daten analysieren, aber keine wirtschaftlichen Zusammenhänge bewerten – und genau das ist für die Steuerberatung entscheidend», betont Priska Rösli. Steu­erli­che Entscheidungen bleiben weiterhin Aufgabe der Experten. Zudem erkennt die KI nicht die speziellen Bedürfnisse der Kundschaft. Ausserdem können unvollständige oder fehlerhafte Daten Analysen der künstlichen Intelligenz verzerren und so zu falschen Schlussfolgerungen führen.

Hin­zu kommt die unklare Rechtslage: In vielen Ländern existieren noch keine eindeutigen Regeln für den Einsatz von KI in Steuerprozessen, insbesondere hinsichtlich Verantwortung und Nachvollziehbarkeit. Diese Risiken gilt es in der aktuellen Situation speziell zu berücksichtigen. Ein weiteres Problem: Steuerberatung basiert grundlegend auf Vertrauen. Doch was passiert, wenn eine KI falsche Empfehlungen gibt? Wer übernimmt die Verantwortung? Die Steuerexpertin betont: «Kunden erwarten klare, nachvollziehbare Entscheidungswege, nicht nur Ergebnisse aus einer ‹Black Box›. Berater müssen transparent machen, wie KI zum Einsatz kommt und wo ihre Grenzen liegen.»

Quelle: Wirtschaft regional, Autorin: Corina Vogt-Beck

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