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Interview

«Die Digitalisierung eröffnet grosse Chancen für die Zukunft»

Florian Meier ist seit August 2024 Bürgermeister der Gemeinde Vaduz. Zuvor war er ein Jahr Vizebürgermeister und als Gemeinderat in unterschiedlichen Gremien tätig. Als Boardmitglied von digital-liechtenstein.li spricht er im Interview über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gemeinde Vaduz und deren Mitarbeitende.

Wie stark seid ihr von der Digitalisierung betroffen?
Die Digitalisierung betrifft uns in nahezu allen Bereichen – von der Verwaltung über den Kontakt mit den Einwohnerinnen und Einwohnern bis hin zur Zusammenarbeit mit Unternehmen, anderen Gemeinden und Behörden.

Welche konkreten Auswirkungen hat die digitale Transformation auf eure Geschäftsprozesse und Mitarbeitenden?
Die Digitalisierung erleichtert den Alltag, steigert die Effizienz und eröffnet grosse Chancen für die Zukunft. In Bereichen wie Verwaltung, Bildung und Kommunikation bringt sie Innovationen, die helfen, Prozesse zu optimieren und die Menschen stärker miteinander zu vernetzen. Sie trägt auch dazu bei, Bürokratie abzubauen und zukünftige komplexe Anforderungen digital abzufangen. Dabei geht es auch um Skalierbarkeit, damit neue Anforderungen nicht zwangsläufig mit zusätzlichem Personalaufwand einhergehen.

Welche Strategien verfolgt ihr, um die Mitarbeitenden bei der digitalen Transformation zu involvieren und zu begeistern?
Die Digitalisierung soll für die Nutzerinnen und Nutzer einen spürbaren Mehrwehrt bringen. Es gibt nicht die eine übergeordnete Strategie – vielmehr werden in den Fachbereichen gezielt Fachlösungen eingeführt und idealerweise mit anderen Systemen vernetzt, um Medienbrüche zu vermeiden. Gleichzeitig hilft eine Standardisierung dabei, die bestehende Komplexität zu reduzieren. Wir stellen ausserdem fest, dass die meisten Mitarbeitenden keine zusätzliche Motivation für die Digitalisierung brauchen – sie fordern im Gegenteil praxistaugliche digitale Lösungen.

Welche wichtigen Lektionen habt ihr bisher bei der Umsetzung der digitalen Transformation gelernt?
Es ist entscheidend, alle Mitarbeitenden in den Prozess einzubeziehen und flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Die Digitalisierung ist ein kontinuierlicher Lernprozess. Als Behörde müssen wir besonders sorgfältig mit Daten umgehen. Das macht uns in gewissen Bereichen langsamer, als es die Erwartungshaltung zulässt. Um dafür Verständnis zu schaffen, müssen wir die Hintergründe transparent machen und Zusammenhänge verständlich erklären.

Welche nennenswerten digitalen Innovationen gibt es bei euch im Unternehmen?
Wir setzen auf automatisierte Abläufe, digitale Kommunikation und die gezielte Nutzung von Daten, um effizienter zu arbeiten und unseren Service für die Bevölkerung stetig zu verbessern. So entstehen Zeitersparnisse, Qualitätssteigerungen und neue digitale Dienstleistungen.

Ein weiterer Fokus liegt auf der Digitalisierung der Kernprozesse in der Gemeindeverwaltung. Unser Hauptziel ist dabei nicht primär die Innovation, sondern der gezielte Einsatz von etablierten Standardlösungen, die sich am Markt bewährt haben. Damit können wir Prinzipien wie «once only», «digital by design» oder «digital first» konsequent umsetzen.

Ein konkretes Beispiel ist das BIM-Pilotprojekt beim Neubau des Feuerwehrdepots der Gemeinde Vaduz, bei dem die Baumeisterarbeiten mithilfe modernster, modelbasierter Technologien realisiert werden. Auch die Liegenschaftsverwaltung ist in der Digitalisierung sehr weit fortgeschritten und nimmt eine Vorbildrolle ein.

Wo siehst du bei euch die grössten Herausforderungen bei der Umsetzung der digitalen Transformation?
Eine der grössten Herausforderungen liegt in der Vernetzung der zahlreichen Fachapplikationen. Ziel ist es, die Systeme so zu integrieren, dass die Mitarbeitenden künftig mit weniger Applikationen arbeiten müssen.

Ein weiteres grosses Potenzial sehen wir im Bereich des Informationsmanagements: Wo liegen welche Daten, Informationen und Dokumente? Wo bestehen Aufbewahrungs- oder Löschpflichten?

Grundsätzlich verfolgen wir das Ziel, einen Datensatz im Haus nur einmal zu führen – dieser soll dann von verschiedenen Fachapplikationen genutzt werden können.

Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz in deinem Unternehmen?
Wir arbeiten bereits heute mit ChatGPT – selbstverständlich in einer datenschutzkonformen Version. Voraussichtlich ab Herbst wird zudem ein Bot-Assistent auf unserer Website zur Verfügung stehen. Darüber hinaus haben wir zwei Studien in Auftrag geben, die klären sollen, wie KI in der Verwaltung zur Förderung der Nachhaltigkeit eingesetzt werden kann. Gleichzeitig untersuchen wir, wie KI uns dabei unterstützen kann, rasch und einfach auf alle relevanten Beschlüsse, Gesetze und Reglemente zuzugreifen, um die fachlichen Grundlagen für unsere Arbeit schneller bereitzustellen.

Wie siehst du den Digitalstandort Liechtenstein im internationalen Vergleich aufgestellt?
Unsere Kleinheit und die kurzen Entscheidungswege ermöglichen es uns, digital wie eine einzige Behörde zu denken – das ist ein grosser Vorteil, den wir unbedingt nutzen und weitern fördern sollten. Die IT gilt für die Behörden als kritische Infrastruktur, und dieser Stellenwert wurde auch von den politischen Gremien der Gemeinde Vaduz erkannt.

Vielen Dank für das Gespräch!

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