
Am 30. September 2025 fand der zweite KI-Summit von digital-liechtenstein.li statt. Gastgeberin und Kooperationspartnerin war die LGT Bank in Bendern. Über 150 Digitalinteressierte aus Mitgliedsunternehmen und Partnerorganisationen folgten der Einladung, um praxisnahe Einblicke in den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Unternehmen zu erhalten.
Im Mittelpunkt standen konkrete Anwendungsfälle und Best Practices von Mitgliedsunternehmen von digital-liechtenstein.li, die zeigten, wie KI erfolgreich eingesetzt wird. Das grosse Interesse zeigte sich nicht nur an der hohen Teilnehmerzahl, sondern auch an den vielen Fragen und Diskussionen während der Vorträge.
Zu Gast bei einem Vorreiter der Region
Moderator Reto Möhr eröffnete den Anlass mit dem Hinweis, dass die LGT Bank in den vergangenen Jahren grosse Anstrengungen unternommen hat, KI im Unternehmen zu verankern. Walter Giger, CEO der LGT Financial Services schilderte in seiner Begrüssungsansprache die bisherigen Erfahrungen der Bank im Umgang mit KI. «Auf unseren Profit hatte es bisher keine Auswirkungen, aber wir konnten damit nachhaltig unsere Produktivität steigern», betonte Giger. Die LGT hat mit Lumen einen internen Chatbot entwickelt, der von rund 70 Prozent der Belegschaft täglich genutzt wird. Zusätzlich kommen externe KI-Assistenten zum Einsatz. Im Durchschnitt spare ein Mitarbeiter dadurch 1,5 Stunden pro Woche. Zu den Herausforderungen gehöre, die bisherige Qualitätsstandards aufrechtzuerhalten und sicherzustellen, dass die Ergebnisse der KI auf Fakten basieren.
Von Produktivität bis Prozess-Transformation
Im ersten Fachvortrag zeigte Simon Gomez, Head of Data and Innovation bei LGT Private Banking, wie die Bank KI zunächst zur Steigerung der individuellen Produktivität einsetzte, etwa durch die Vereinfachung interner Aufgaben und die effizientere Informationsaufbereitung. «Wir sind am Anfang einer Trendwende», meinte Gomez. Daher sei es wichtig, die Mitarbeitenden von Anfang an auf diese Reise mitzunehmen und ihnen die dafür nötige KI-Kompetenz zu vermitteln. Denn die Softwares sind immer nur so gut wie ihre Nutzer.
KI-Grundlagen praxisnah erklärt
Prof. Guido M. Schuster, Leiter des Instituts für angewandte künstliche Intelligenz an der OST – Ostschweizer Fachhochschule, führte durch die Entwicklung der KI seit 1956 und erklärte die Schlüsselrolle von Daten, Rechenleistung und Algorithmen. Als Beispiel nannte er eine Anwendung während der Pandemie. Anhand der gesammelten Testdaten rechnete die KI für die jeweilige Körpertemperaturen Wahrscheinlichkeiten aus, ob eine Person krank oder gesund ist. «Jemand muss der KI bei der Erhebung der Daten sagen, ob die Person gesund oder krank ist. In diesem Fall ein Arzt oder eine Ärztin», so Schuster, der verschiedene Projekte präsentierte. Auch zur Erhebung der Wasserqualität oder für einen VR-Heli-Simulator wird künstliche Intelligenz eingesetzt.
Generative KI im Unternehmen
Nach der Pause präsentierte Adrian Ott, Chief Artificial Intelligence Officer des Unternehmerberaters EY Schweiz, welche Technologien in der Wirtschaft genutzt werden. Dabei zeigte er Chancen, aber auch Risiken verschiedener Anwendungen auf. Er erzählte, wie Betrüger mithilfe von KI falsche Spesenabrechnungen erstellen und zeigte die Grenzen der Sprachmodelle darauf. So verleitete der Referent einen Chatbot zu der Aussage, dass Nasenbohren in Ordnung ist, solange der Popel den anderen zum Snack angeboten wird. «Seit diesem Beispiel von 2021 hat sich die Technik jedoch deutlich verbessert», stellte Ott fest. Was es umso schwieriger mache, echte Videos von Deepfakes zu unterscheiden.
Erfahrungen aus 25 Projekten
Sehr praxisnah ging es mit Fabienne Bouffé und Ralf Angermann von der Online Group weiter. Sie stellten anhand von mehr als 25 realisierten Projekten vor, wie Unternehmen generative KI erfolgreich nutzen – von Chatbots über automatisierte Prozesse bis hin zu intelligenten Dokumentenflüssen. Wichtige Erfolgsfaktoren sind dabei eine klare Zieldefinition, das frühzeitige Einbinden der Stakeholder und ein strukturiertes Change Management.
Medien neu gedacht für die nächste Generation
Den Abschluss bildete Daniel Bargetze, CEO des Vaduzer Medienhauses, mit Brudiland. Die Plattform bereitet Nachrichten in jugendgerechter Sprache neu auf und schafft damit Zugang für unter 25-Jährige, die bisher wenig Berührung mit klassischen Medien hatten. Die Erfahrungen mit diesem Projekt führten weiter zur Entwicklung von Radio Vaterland, das ebenfalls rein durch KI betrieben wird. Obwohl das Medienunternehmen mit diesen Projekten derzeit keinen Umsatz generiert, halte sich der Aufwand dank der Technik dahinter in Grenzen. Bargetze ermutigte die Gäste, selbst KI zu testen.
Ein Nachmittag voller Impulse
Die intensiven Nachfragen des Publikums machten deutlich, wie hoch das Interesse an konkreten Anwendungsfällen ist. Beim abschliessenden Networking-Apéro nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit, die Gespräche zu vertiefen und neue Kontakte zu knüpfen.
Download Präsentationen:
From personal productivity to process transformation, Simon Gomez (LGT Bank)
KI – von der Entscheidung in die Anwendung, Prof. Guido Schuster (OST – Ostschweizer Fachhochschule)
KI-Projekte, die wirken – Erfahrungen aus der Praxis, Ralf Angermann, Fabienne Bouffé (Online Group)
Brudiland – KI-Newsplattform für die junge Zielgruppe, Daniel Bargetze, (Vaduzer Medienhaus)
Bilder: Daniel Schwendener