Patrick Spieldiener ist Inhaber und Geschäftsführer der Intamin in Schaan, die 1967 gegründet wurde. Die Unternehmensgruppe ist seit Jahrzehnten in der Entwicklung und Produktion von Freizeitanlagen und Transportsystemen erfolgreich tätig. Patrick Spieldiener ist Boardmitglied von digital-liechtenstein.li und führt im Interview aus, wie sich der digitale Wandel auf Intamin auswirkt.
1. Wie stark seid ihr von der Digitalisierung betroffen?
Die Digitalisierung nimmt Zug um Zug Einzug in all unseren Geschäftsprozessen. Sie ist aber bei unserer Kernkompetenz, der Entwicklung von neuen innovativen Konstruktionen von Personen-Transportsystemen, bis anhin nicht von essenzieller Bedeutung gewesen. Sie erleichtert uns aber die Koordination, Abwicklung und Kontrolle unserer Arbeitsabläufe sehr.
2. Welche konkreten Auswirkungen hat die digitale Transformation auf eure Geschäftsprozesse und Mitarbeitenden?
Die digitale Transformation führt zu einer stetigen Effizienzsteigerung bei unseren Abwicklungsprozessen, hilft bei Optimierungsbemühungen und eröffnet einen raschen, breiten Zugang zum über viele Jahre stetig gewachsenen Firmen-Know-How. Da und dort sind jedoch strikte Regeln bei der Datenerfassung zu beachten. Improvisieren fällt dann schwerer.
3. Welche Strategien verfolgt ihr, um die Mitarbeitenden bei der digitalen Transformation zu involvieren und zu begeistern?
Bei von Mitarbeitenden selbst vorgeschlagenen Transformationsschritten fällt die Umsetzung weit leichter. So beginnen wir stets dort und arbeiten und optimieren zuerst in kleinen Testgruppen, ehe wir neue Lösungen/Standards vollständig einführen.
4. Welche wichtigen Lektionen habt ihr bisher bei der Umsetzung der digitalen Transformation gelernt?
Wir haben gelernt, dass wir so lange wie möglich das Maximum aus unseren bestehenden Standardlösungen herauszuholen müssen und wir so spät wie möglich in firmenspezifische Anpassungen investieren sollten. Cockpitlösungen sind sicher schön – wenn ich aber wirklich wissen will, wie es um das Unternehmen steht, dann telefoniere ich direkt mit unserem erfahrensten Advisor. Dieser befindet sich unmittelbar bei der Neuanlage, welche mit den grössten Problemen zu kämpfen hat (und uns damit ungeplante Kosten und Imageschaden bereitet).
5. Welche nennenswerten digitalen Innovationen gibt es bei euch im Unternehmen?
Unser technisches Verkaufsteam ist inzwischen in der Lage aufgrund von GPS-Daten und Luftaufnahmen ein kundenspezifisches Roller-Coaster-Layout inklusive vorgeschlagener Thematisierung (Feuer-Wasser-Rauch) in kürzester Zeit in die reale Parkumgebung einzupflanzen – dies mit virtueller Mitfahrmöglichkeit und entsprechendem hinterlegtem Sound.
6. Wo siehst du bei euch die grössten Herausforderungen bei der Umsetzung der digitalen Transformation?
Ich sehe die grösste Herausforderung darin, dass wir innerhalb eines Netzwerkes von historisch unabhängig etablierten Partnerunternehmen eine Plattform etablieren, auf der sich alle ERP-Systeme abstimmen lassen und dies unter Berücksichtigung aller kreuz und quer zu integrierenden Updates und Releases.
7. Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz in deinem Unternehmen?
Derzeit spielt Künstlicher Intelligenz noch eine untergeordnete Rolle bei uns. Wir sind aber mit Testgruppen und innerhalb verschiedener Projekte mit KI am Experimentieren. Wir evaluieren die Aufbereitung der internen Handbücher, Anleitungen, Vertragswerke und Korrespondenzen, um das darin enthaltene Know-How genau zu administrieren und besser zugänglich machen zu können.
8. Wie siehst du den Digitalstandort Liechtenstein im internationalen Vergleich aufgestellt?
Liechtenstein ist sicher auf einem progressiv guten Weg unterwegs – scheint aber da und dort, insbesondere bei der Verwaltung, mit substanziellen Kapazitäts- und Kompetenzengpässen zu kämpfen. Mit anderen Worten, andere schlafen nicht – die Gefahr, dass wir da und dort überholt werden, ist real.
Vielen Dank für das Gespräch!