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Fachbeitrag

Wie KI die Eigendarstellung von Bewerbern verändert

Bild: Adobe Stock / Kromstar Studios

Eine Studie der Universität St. Gallen zeigt, dass rationale Fähigkeiten unter KI-Analyse stärker betont werden als emotionale Fähigkeiten.

Die meisten Menschen müssen sich mindestens einmal in ihrem Leben einem Bewerbungsge­spräch stellen. Solche Gespräche sind also nichts Ungewöhnli­ches. Neu ist jedoch, dass dabei künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz kommt. Die Universität St. Gallen (HSG) hat gemeinsam mit der Universität Rotterdam untersucht, inwieweit sich Be­werber in ihrem Verhalten ver­ändern, wenn sie wissen, dass sie nicht von einem Menschen, sondern einer KI bewertet wer­den. Die Studie mit insgesamt 13342 Teilnehmenden umfasste sowohl reale Feldforschung als auch Online-Experimente.

KI hilft den Prozess effizienter zu gestalten

Zu den Verfassern der Studie gehört unter anderem Jonas Görgen, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität St. Gallen. Inwieweit KI im Bewer­bungsprozess mittlerweile an­gewendet wird, sei schwierig mit Zahlen zu benennen, betont er. «Grundsätzlich gilt aber: Je grösser ein Unterneh­men, desto häufiger wird KI ge­nutzt.»

Rund ein Dutzend der unter­suchten Firmen setzen etwa KI-gestützte Automated Decision Making Tools ein, um so Be­werbungsunterlagen schneller und effizienter analysieren zu können. «Die KI kann in einem Schritt Tausende von Bewer­bungen sichten und bewerten», so Görgen.

Die Studie zeigte, dass der Einsatz von KI die Eigendarstel­lung von Bewerberinnen und Bewerbern verändert. Analyti­sches, systematisches und re­gelbasiertes Denken werden stärker hervorgehoben. Der Grund ist die weit verbreitete Annahme, dass KI analytische Fähigkeiten gegenüber emotio­nalen Kompetenzen vorzieht. Jonas Görgen betont zwar, dass diese Annahme aus den Daten der Untersuchung nicht hervor­geht und die KI auch Fortschrit­te beim Erfassen emotionaler Fähigkeiten macht. Dennoch sei die Schlussfolgerung nicht komplett abwegig, wie er bestä­tigt. «Wenn wir uns den Ur­sprung der künstlichen Intelli­genz anschauen, handelt es sich dabei um Algorithmen, also ma­thematische Berechnungen.»

Diese technische Grundlage prägt auch die Wahrnehmung der Technologie und dürfte auch in Zukunft Verhaltensan­passungen bei Bewerbern be­wirken. Doch nicht immer ist der Bewerber, der seine Ant­worten am besten der KI an­passt, auch der geeignetste für den Job. Görges warnt deshalb davor, Personalentscheidungen komplett der Technologie zu überlassen: «Personalverant­wortliche sollten die Validität und Verlässlichkeit der Aus­wahlentscheidungen kritisch prüfen.» Die Analyse von Le­bensläufen könne KI problem­los übernehmen, doch im Vor­stellungsgespräch müsse der menschliche Faktor entschei­dend bleiben. Wie genau die Aufteilung von Mensch und Maschine im Rekrutierungs­prozess ist, hänge von zahlrei­chen Faktoren wie Jobprofil, Unternehmen etc. ab.

Auch für Jobsuchende kann KI Unterstützung sein

Auch Stellensuchende sollten sich bei der Eigendarstellung nicht zu stark auf die KI fokus­sieren, sich jedoch an die neuen Rahmenbedingungen anpas­sen. «Am Ende muss die Selbst­darstellung authentisch blei­ben», sagt Görgen. Zugleich können auch Jobsuchende die künstliche Intelligenz unter­stützend einsetzen, sei es um Bewerbungsschreiben zu ver­bessern oder auch, um Situatio­nen in Jobinterviews zu simulie­ren. «Das war vor der KI so nicht möglich», wie Görgen hervorhebt.

Autor: Tobias Soraperra, Wirtschaftregional

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