Verwaltung der Zukunft: Liechtenstein digitalisiert

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Interview

«Es gilt, eine Balance zwischen digitalen und traditionellen Dienstleistungen zu finden»

Andy Bircher leitet die Ländergesellschaft der Funk Gruppe in Liechtenstein und ist schon seit über 30 Jahren in der Versicherungs- und Risikoberatung tätig. Er ist Boardmitglied von digital-liechtenstein.li. Im Interview gibt Andy Bircher einen Einblick, welche Chancen und Herausforderungen die digitale Transformation für die Funk Gruppe Liechtenstein bietet.

1. Wie stark seid ihr von der Digitalisierung betroffen?
Unsere Branche steht vor der Herausforderung, die Geschäftsmodelle anzupassen und digitale Lösungen zu integrieren. Wichtig sind Kundenerwartungen wie Effizienzsteigerungen durch digitalisierte Prozesse, moderne Kundenportale, Prozesse ohne Medienbruch und sichere IT-Infrastruktur. Diese berechtigten Anforderungen wollen wir erfüllen. Trotzdem schätzen viele unserer Geschäftskunden weiterhin den persönlichen Kontakt und als Ergänzung traditionelle Kommunikationswege. Es gilt daher eine Balance zwischen digitalen und traditionellen Dienstleistungen zu finden. Als Intermediär zwischen Versicherungsgesellschaft und Kunde, müssen wir vielfach die digitalen Backlog der Gesellschaften kompensieren.

2. Welche konkreten Auswirkungen hat die digitale Transformation auf eure Geschäftsprozesse und Mitarbeitende
Wir haben vor einigen Jahren erkannt, dass die Digitalisierung für uns zu einem entscheidenden Marktvorteil werden kann. Mit der Bildung des Bereichs Applikationsentwicklung haben wir den Grundstein dafür gelegt. Unser Funk Kundenportal 2.0 und das aktuell eingeführte CRM-Tool sind Eigenentwicklungen auf Basis von Microsoft Dynamics. Diese Infrastruktur hat nicht nur die höchsten Sicherheitsstandards sondern lässt uns auch agil auf Anforderungen von Kunden und Mitarbeitenden eingehen. Bei den Mitarbeitenden müssen wir neue digitale Fähigkeiten fördern, um mit den technologischen Veränderungen Schritt zu halten. Die Arbeitsweise verändert sich hin zu mehr Flexibilität und Mobilität. Es besteht ein erhöhter Bedarf an kontinuierlicher Weiterbildung und Umschulung, um den Mitarbeitenden die notwendigen digitalen Kompetenzen zu vermitteln.

3. Welche Strategien verfolgt ihr, um die Mitarbeitenden bei der digitalen Transformation zu involvieren und zu begeistern?
Wir leben nun seit rund drei Jahren den aktiven Change. Der Change-Prozess hat mehrere Dimensionen. Die digitale Transformation ist eine davon. Im Rahmen dieses Prozesses versuchen wir mit regelmässigen Events, Ausbildungssequenzen und der nachhaltigen „Predigt“ der Strategie, niemanden zu verlieren. Die offene und transparente Kommunikation über die Ziele, Erfolge und Misserfolge hilft dabei Ängste und Unsicherheiten abzubauen. Auch die Art und Weise wie wir Projekte organisieren haben wir grundsätzlich verändert. Wir arbeiten nach dem Modell „Adizes“. Mitarbeitende werden aktiv in Projekte eingebunden, um ihre Expertise und Ideen einzubringen. Diese Mitgestaltung erhöht die Akzeptanz neuer Ideen und Technologien. Gleichzeitig investieren wir viel in unsere Unternehmenskultur. Auch hier mit grossem Engagement unserer Kolleginnen und Kollegen.

4. Welche wichtigen Lektionen habt ihr bisher bei der Umsetzung der digitalen Transformation gelernt?
Es hat uns aufgezeigt, dass die digitale Transformation nicht nur eine technologische, sondern auch eine kulturelle und organisatorische Herausforderung ist. Jedoch sollten die Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden stehts im Mittelpunkt jeder digitalen Strategie stehen. Die Einbindung der Mitarbeitenden in den Transformationsprozess ist essenziell. Schulungen, transparente Kommunikation und die Möglichkeit, aktiv an Projekten mitzuwirken, fördern die Akzeptanz und das Engagement der Mitarbeitenden. Wenn es um die Entwicklung neuer anspruchsvoller Programme geht, dann haben wir gelernt, dass dies eine abenteuerliche Reise sein kann. Eine Reise mit vielen Entdeckungen, positiver, aber auch herausfordernder Art. Nach einer grossen zeitlichen Verzögerung des ersten Projektes konnte unser Entwicklungs-Team das zweite Projekt mit einer zeitliche Punktlandung ausrollen. Das macht natürlich Lust auf mehr.

5. Welche nennenswerten digitalen Innovationen gibt es bei euch im Unternehmen?
Wie eben erklärt bauen wir aktuell eine moderne Infrastruktur als Basis für Innovationen. Geplant sind in den nächsten Jahren zwei grosse Meilensteine, welche dann als interessante Lösungen für unsere Kunden auf den Markt kommen. Mehr wollen wir dazu noch nicht verraten.

6. Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz in deinem Unternehmen?
Der grösste Impact von KI konnten wir im Entwicklungs-Team feststellen. Aufgaben konnten in wenigen Tagen erledigt werden, die vor rund zwei Jahren noch mehrere Wochen gedauert haben. Auch im operativen Geschäft arbeiten wir mit KI-Unterstützten Tools. Sei es beim Vergleich von grossen Dokumenten, der Vorbereitung auf Kundenbesuchen oder bei der Beschaffung von Informationen. Dabei prüfen wir die Resultate immer mit unserem Expertenwissen.

7. Wie siehst du den Digitalstandort Liechtenstein im internationalen Vergleich aufgestellt?
Liechtenstein hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte in der Digitalisierung gemacht. Auch dank digital-liechtenstein.li. Insgesamt zeigt sich, dass Liechtenstein immer besser aufgestellt ist und kontinuierlich daran arbeitet, seine digitale Infrastruktur und Dienstleistungen zu verbessern. Im Bereich Cybersicherheit, welche ja auch zu den Kernkompetenzen der Funk Gruppe gehört, liegen wir gemäss NCSI leider weit hinter anderen Ländern zurück. Mit dem eben erst verabschiedeten Cyber-Sicherheitsgesetz werden wir jedoch einen grossen Schritt nach vorne machen. Als Gründungspartner der Cyber Alliance Liechtenstein bin ich überzeugt, dass dies für unser kleines Land ein echter Marktvorteil sein wird, wenn wir hier noch weiter und schneller investieren.

Vielen Dank für das Gespräch!

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