Digital Summit 2025: KI – Transformation der Zukunft, 15. April 2025, 13.30 Uhr, Vaduzer-Saal

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Interview

«Die Digitalisierung hilft, die Prozesse schneller und besser zu entwickeln»

Richard Quaderer hat an der ETH Zürich Chemie studiert und seine Doktorarbeit abgeschlossen. Nach einem PostDoc-Aufenthalt in den USA folgten berufliche Stationen in der biotechnologischen Forschung bei der Lonza AG. Zudem hat er an der EPFL einen Executive MBA in Technologiemanagement erworben. Seit 2013 ist er Geschäftsführer des Forschungs- und Innovationszentrums RhySearch in Buchs. Als Boardmitglied von digital-liechtenstein.li engagiert er sich zudem aktiv für die digitale Transformation in der Region. Im Interview mit digital-liechtenstein.li gibt Richard Quaderer einen Einblick in die Tätigkeiten von RhySearch.

Richard, RhySearch unterstützt Unternehmen in den Bereichen Präzisionsfertigung, optische Beschichtung und Digitalisierung. Kannst du uns einen Einblick in aktuelle Projekte oder Technologien geben, die dabei besonders im Fokus stehen?
In der heutigen Zeit erleben wir einen bemerkenswerten Trend zur Miniaturisierung von Geräten, sowohl in der Industrie als auch im Privatbereich. Diese Entwicklung bringt zahlreiche Vorteile mit sich, stellt aber auch neue Herausforderungen dar. Um leistungsfähige Geräte in immer kleineren Dimensionen zu realisieren, brauchen wir innovative Materialien. Um diese in funktionale Bauteile umzusetzen, sind hochgenaue Produktionsmethoden unerlässlich.

Daran forschen unsere Labs. Unser Optical Coating and Characterization Lab beschäftigt sich mit der Entwicklung und Herstellung komplexer, hochwertiger neuartiger Beschichtungen für die optische Industrie. Unser Ultra-Precision Manufacturing Lab unterstützt die Industrie darin, wirtschaftliche Fertigungsverfahren für neue Werkstoffe zu entwickeln oder Prozesse zu verbessern. Unterstützt werden beide Bereiche durch unser Digital Innovation Lab.

Wie fördert ihr den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, insbesondere im Bereich Digitalisierung?
Bei RhySearch fördern wir den Wissenstransfer durch mehrere Ansätze:

  • Interdisziplinäre Forschungsprojekte: Wir führen angewandte Forschung in den Bereichen Optische Beschichtung, Ultrapräzisionsfertigung und Digitale Innovation durch, wobei wir immer eng mit der Industrie zusammenarbeiten. Die Kombination der verschiedenen Bereiche ermöglicht es uns, innovative Lösungen für Unternehmen zu entwickeln. Solche Projekte sind häufig öffentlich gefördert, beispielsweise durch die Innosuisse.
  • Technologische Infrastruktur: Unser Forschungszentrum verfügt über eine in der Schweiz und Liechtenstein einzigartige technische Ausstattung, z.B. ein Labor für die Hoch- und Ultrapräzisionsfertigung und Beschichtungsanlagen im Reinraum.
  • Kooperationen: Wir vernetzen Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Dies fördert den Austausch von Ideen und Expertise.
  • Digitale Kompetenzen: In unserem Digital Innovation Lab konzentrieren wir uns auf Bereiche wie Modellbildung, numerische Simulation, Data Science, künstliche Intelligenz und Extended Reality. Diese Kompetenzen unterstützen Unternehmen dabei, ihre Produktionsprozesse zu verbessern.

Welche konkreten Auswirkungen hat die digitale Transformation auf eure Prozesse und Mitarbeitenden?
RhySearch beschäftigt sich insbesondere mit der Ultrapräzisionsfertigung und der Erstellung von komplexen optischen Schichten. In beiden Bereichen ist man oft an der Grenze des Machbaren, und die Prozesse sind daher oft neu und anspruchsvoll. Die Digitalisierung hilft, die Prozesse schneller und besser zu entwickeln. Eine Methode dazu ist die numerische Simulation der Herstellungsprozesse als auch der Funktion der Produkte. Physikalische Modelle sind dazu typischerweise die Basis. In vielen Fällen kommt man dabei an die «Grenze des Simulierbaren», denn die komplexe Physik sorgt auch dafür, dass die Simulationszeiten recht lange sein können. In diesen Fällen kommen moderne Methoden der künstlichen Intelligenz zum Einsatz. Durch die Analyse von Daten gelingt es, Vorhersagemodelle für die einzelnen Prozesse zu erzeugen.

Für unsere Mitarbeitenden bedeutet dies entsprechend den Aufbau neuer Kompetenzen, das Erlernen neuer Tools, um bessere Entscheidungen beim Prozess-Design treffen zu können.

Welche wichtigen Lektionen habt ihr bisher bei der Umsetzung der digitalen Transformation gelernt?
Auf dem Papier wirkt es immer einfach, spannend wird die Umsetzung. Wichtig ist vielleicht auch die Einstellung: spielerisch und unverkrampft sich damit auseinandersetzen, an einer geeigneten Stelle mit der Umsetzung loslegen.

Wie können Unternehmen konkret mit RhySearch zusammenarbeiten, um digitale Innovationen in ihre Prozesse zu integrieren? Gibt es spezielle Programme oder Fördermöglichkeiten?
Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, sowohl für Liechtensteiner wie für Schweizer Unternehmen, wir unterstützen gerne bei der Auswahl der richtigen Instrumente. Beispiele sind: Innovationsschecks Digitalschecks, Innosuisse- Förderung in Form von Projekten und Booster Programmen, INOS.

Seit diesem Jahr ist RhySearch vom Schweizer Bund als «Technologiekompetenzzentrum von nationaler Bedeutung» anerkannt. Was bedeutet diese Förderung konkret für eure Arbeit und die Ziele von RhySearch?
Diese Anerkennung bekräftigt die Qualität unserer Arbeit und die strategische Bedeutung unserer Forschungsschwerpunkte für die Schweiz und Liechtenstein. Wir sind gestärkt, um unsere Innovationstätigkeiten zu intensivieren und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrien unserer Kernbereiche im internationalen Vergleich weiter zu fördern. Dank dieser Förderung durch den Bund haben wir nun einen grösseren finanziellen Spielraum für interne Innovationsprojekte und können dafür auch zusätzliche Doktoranden und andere Fachkräfte anstellen. Die zusätzlichen Mittel für die nächsten vier Jahre ermöglichen es uns auch, mehr risikoreiche Projekte zu bearbeiten und die entsprechenden Technologien zu einem Reifegrad zu entwickeln, der sie für die Industrie interessant macht.

Als Boardmitglied bei digital-liechtenstein.li gestaltest du die digitale Zukunft der Region aktiv mit. Wie ergänzen sich die Ziele von RhySearch und digital-liechtenstein.li?
RhySearch und digital-liechtenstein.li ergänzen sich in ihren Zielen, indem sie die digitale Innovation und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit in Liechtenstein fördern. RhySearch fokussiert auf angewandte Forschung und Entwicklung, während digital-liechtenstein.li die umfassende digitale Transformation des Landes vorantreibt. Beide Initiativen tragen gemeinsam dazu bei, Liechtenstein zu einem führenden digitalen Wirtschaftsstandort zu entwickeln und die Innovationskraft der Region zu stärken.

Die Digitale Roadmap von digital-liechtenstein.li sieht im Bereich Forschung und Innovation ein stark vernetztes Ökosystem als zentralen Erfolgsfaktor. Wie trägt RhySearch konkret dazu bei, Innovationen in der Region zu fördern und Unternehmen in ihrer digitalen Transformation zu unterstützen?
RhySearch unterstützt Unternehmen in der digitalen Transformation zum Beispiel durch das Digital Innovation Lab. Dieses beschäftigt sich mit Zukunftstechnologien wie Modellbildung/Simulation, Data Science/künstliche Intelligenz sowie Anwendungen der virtuellen Realität (VR). Besonders im Fokus stehen die Technologien der Ultrapräzisionsfertigung sowie die Prozesse zur Herstellung und Charakterisierung optischer Schichten. Wir führen auch regelmässig Anlässe und Workshops durch, entweder allein oder mit Partnern. Solche Events sind wichtig für ein innovatives Ökosystem.

Am 25. März organisierte RhySearch zusammen mit digital-liechtenstein.li einen Event zu Digitalen Zwillingen. Wie können Unternehmen von Digitalen Zwillingen profitieren? Kannst du uns Praxisbeispiele nennen?
Digitale Zwillinge können in den verschiedensten Bereichen eine Rolle spielen. Sie unterstützen den Entwicklungsprozess oder sie können verwendet werden, um Mitarbeitende zu schulen. In der Produktion werden sie angewendet, um «Manufacturing Execution Systeme» intelligent zu machen, um so den Produktionsablauf robuster und sicherer zu machen. Sie können auch eingesetzt werden, um die Produktqualität schon sehr früh im Herstellungsprozess beurteilen zu können. Schliesslich sind sie auch Bestandteil in Produkten, um sie «intelligenter» zu machen. Ein Beispiel hierzu sind sogenannte virtuelle Sensoren: teure Hardware wird durch preiswerte Software ersetzt.

Man sieht an den Beispielen schon, dass der Begriff «Digitaler Zwilling» sehr umfassend ist. Ein Ziel der Veranstaltung war entsprechend, eine Einordnung zu geben.

Du arbeitest seit vielen Jahren in führenden Positionen an der Schnittstelle von Wissenschaft, Wirtschaft und Technologie. Was fasziniert dich persönlich an der Digitalisierung, und wo siehst du die grössten Chancen für die Zukunft?
Die Digitalisierung fasziniert mich durch ihre Fähigkeit, Effizienz zu steigern und neue Möglichkeiten für Innovation zu schaffen, insbesondere an der Schnittstelle von Wissenschaft und Industrie. Hier stehen wir erst am Beginn. Besonders spannend finde ich das Potenzial digitaler Zwillinge, die es Unternehmen erlauben, komplexe Systeme zu simulieren und zu optimieren, was zu erheblichen Fortschritten in Bereichen wie Präzisionsfertigung, Produktentwicklung und Produktivitätssteigerung führen kann. Insbesondere erlaubt die Simulation es, dass viel mehr Varianten getestet werden können, was zu besseren Lösungen führen kann.

Vielen Dank für das Gespräch!

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