Verwaltung der Zukunft: Liechtenstein digitalisiert

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Interview

«Das Wichtigste ist, mit der rasanten Entwicklung Schritt zu halten»

Die LGT Bank hat in den vergangenen Monaten erste KI-Tools intern ausgerollt, berichtet Simon Gomez, Head Data & Innovation. Das Feedback der Mitarbeitenden sei enorm positiv, erklärt er im Interview.

Was hat sich in Ihrem Unternehmen durch KI verändert?
Simon Gomez: Die KI hilft uns, unsere Effizienz und Produktivität zu steigern. Wir haben in den vergangenen Monaten erste KI-Tools intern ausgerollt, die sehr gut angenommen werden. Das Feedback der Mitarbeitenden ist enorm positiv. Wir sind uns bewusst, dass dies erst der Anfang einer grossen Reise ist, die unsere Arbeitsweise nachhaltig prägen wird. Umso wichtiger ist es, dass wir uns intensiv damit beschäftigen und diese Transformation proaktiv mitgestalten.

Welche KI-Tools sind bei der LGT im Einsatz?
Im vergangenen Sommer haben wir einen internen «ChatBot» namens Lumen lanciert, der allen Mitarbeitenden zur Verfügung steht. Er ist quasi unser «interner Chat GPT», der dabei unterstützt, internes Wissen zu finden, Dokumente zu durchsuchen und zusammenzufassen, Textentwürfe zu erstellen oder auch Ideen zu entwickeln. Heute wird Lumen bereits von 75 Prozent aller Mitarbeitenden von LGT Private Banking genutzt – von 50 Prozent sogar täglich. Darüber hinaus setzen wir aber auch auf Microsoft 365 Copilot, den KI-Assistenten von Microsoft. Seit Anfang 2024 nutzen und testen ihn Pilot-Userinnen und -User unterschiedlicher Abteilungen im Arbeitsalltag. Ihr Fazit ist klar: Copilot erleichtert die Arbeit und verbessert zudem die Qualität. Nun sind wir dabei, das Tool für alle interessierten Mitarbeitenden auszurollen.

Wie kam es, dass Sie selbst ein KI-Tool entwickelt oder adaptiert haben?
Wir glauben an das Potential von generativer KI und haben dementsprechend früh begonnen, uns damit zu befassen. Interviews und Experimente haben unsere Hypothese, dass wir gerade mit einer internen KI-Anwendung relevanten Mehrwert für das ganze Unternehmen generieren können, bestätigt – denn die Ergebnisse eines LLM (Large Language Model) werden natürlich umso besser, wenn es auf internen Daten trainiert werden kann. Auf dieser Basis hat sich unser Senior Management dazu entschieden, gezielte Ressourcen in diesem Bereich aufzubauen. Wenige Monate später war eine erste Testinstallation von Lumen im Einsatz.

Wie wird es für Ihr Unternehmen betreffend KI weitergehen?
Die KI ist bei uns definitiv gekommen, um zu bleiben. Sie nimmt uns viele repetitive Arbeiten ab und schenkt uns dadurch mehr Zeit für das, was für uns als Privatbank das Allerwichtigste ist: die persönliche Beratung sowie exzellente Dienstleistungen und Produkte für unsere Kundinnen und Kunden.

Was müssen Unternehmen tun, um wettbewerbsfähig zu bleiben in der digitalen Transformation durch KI?
In erster Linie muss man sich eingehend mit dem Thema auseinandersetzen, um beurteilen zu können, inwiefern das eigene Unternehmen effektiv von KI profitieren kann. Wer sich nicht jetzt damit beschäftigt, wird dies künftig wahrscheinlich bereuen. Es gilt, diesen Wandel nicht als unüberwindbare Challenge zu sehen, sondern als Chance. Man muss damit experimentieren, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Und man sollte versuchen, alle Mitarbeitenden auf diese spannende Reise mitzunehmen.

Wie wird sich Ihrer Meinung nach die Arbeitswelt durch die digitale Transformation verändern?
KI wird zunehmend einfache, repetitive Tätigkeiten übernehmen und im Laufe der Entwicklung wahrscheinlich auch bei komplizierteren Prozessen und Inhalten zu einem festen Bestandteil unseres Arbeitsalltags werden. Und ich bin überzeugt, dass die Nachfrage nach digitalen Kompetenzen auf dem Arbeitsmarkt weiter steigen wird. Als Unternehmen muss man in solch einem Transformationsprozess die eigenen Prozesse laufend hinterfragen und adjustieren. Natürlich kommen neue Herausforderungen auf uns zu – «Deep-Fake» und «Fake-News» sind nur zwei Beispiele. Aber wir werden daran arbeiten müssen, wie wir damit umgehen, und die nächsten Jahrzehnte werden sicherlich auch viele positive interessante Möglichkeiten für innovative Geschäftsmodelle bringen.

Wo gibt es für Ihr Unternehmen noch Entwicklungsmöglichkeiten?
Da gibt es viele. Das Wichtigste ist, mit der rasanten Entwicklung Schritt zu halten. Auf der einen Seite müssen wir laufend prüfen, welche Anwendungsfälle den grössten Nutzen bringen. Auf der anderen Seite gilt es zu schauen, wie wir alle Mitarbeitenden auf diese Reise mitnehmen und die Effizienz- und Produktivitätssteigerung im Unternehmen entsprechend skalieren können.

Quelle: Jahresmagazin von Wirtschaft regional, Autorin: Corina Vogt-Beck

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