Zoe Zoepffel ist seit 2021 für die digitale Weiterentwicklung der LIEMONT AG verantwortlich. Darüber hinaus leitet sie den Marketingbereich und ist in strategische Entscheidungen auf Verwaltungsratsebene eingebunden. Sie ist Boardmitglied von digital-liechtenstein.li und führt im Interview mit digital-liechtenstein.li aus, wie sich der digitale Wandel auf die LIEMONT AG und deren Mitarbeitende auswirkt.
1. Wie stark seid ihr von der Digitalisierung betroffen?
Als Industriedienstleistungsunternehmen sind wir selbstverständlich stark von der Digitalisierung betroffen. Die fortschreitende Digitalisierung verändert nicht nur grundlegend unsere internen Prozesse, sondern eröffnet auch neue Chancen zur Effizienzsteigerung und Leistungsoptimierung. Obwohl wir kein physisches Produkt haben, in das die Digitalisierung direkt einfliesst, spielen digitale Systeme in unserer täglichen Arbeit eine zentrale Rolle. Ein herausragendes Beispiel dafür ist die Implementierung eines neuen CRM-Systems, das es uns ermöglicht, unsere Kundenbeziehungen effizienter zu verwalten und die Performance unserer Vertriebs- und Serviceaktivitäten messbarer zu machen. Dieses System hat unsere Fähigkeit, auf Kundenanfragen zu reagieren und Datenanalysen durchzuführen, erheblich verbessert. Aktuell arbeiten wir intensiv daran, unsere Zeiterfassung zu digitalisieren. Dies wird nicht nur die Genauigkeit und Verlässlichkeit unserer Arbeitszeitdaten erhöhen, sondern auch administrative Aufgaben deutlich vereinfachen. Darüber hinaus verfolgen wir das Ziel, unsere verschiedenen internen Systeme stärker zu integrieren. Durch die Verknüpfung dieser Systeme erwarten wir, von Skaleneffekten zu profitieren, was zu einer weiteren Steigerung der Effizienz und einer Reduktion von Reibungsverlusten führt.
2. Welche konkreten Auswirkungen hat die digitale Transformation auf eure Geschäftsprozesse und Mitarbeitenden?
Die digitale Transformation hat tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Geschäftsprozesse und die Arbeit unserer Mitarbeitenden. Ein zentraler Aspekt ist die Optimierung und damit auch die Verkürzung der Prozesse. Beispielsweise müssen Datensätze dank neuer Technologien nur noch einmal erfasst werden, anstatt wie bisher mehrfach in unterschiedliche Systeme eingegeben zu werden. Dies spart unseren Mitarbeitenden wertvolle Zeit und reduziert erheblich die Fehlerquote. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Verbesserung der internen Kommunikation. Durch die Einführung digitaler Kommunikationsplattformen wird der Informationsaustausch unter den Mitarbeitenden deutlich vereinfacht und beschleunigt. Dies fördert nicht nur die Effizienz, sondern auch die Zusammenarbeit innerhalb des Teams. Besonders für unsere Mitarbeitenden im Aussendienst sind digitale und einheitliche Prozesse unerlässlich. Diese ermöglichen es, auch von unterwegs aus auf wichtige Daten und Systeme zuzugreifen und so ihre Arbeit flexibler und effektiver zu gestalten. Die digitale Transformation erfordert auch ein Umdenken in einigen Geschäftsprozessen. Es ist wichtig, dass wir unsere Mitarbeitenden auf diesen Weg mitnehmen und ihnen die notwendigen Schulungen und Unterstützung bieten, um die neuen digitalen Werkzeuge und Prozesse optimal nutzen zu können. Nur so können wir eine erfolgreiche Implementierung und die damit verbundenen Vorteile vollständig realisieren.
3. Welche Strategien verfolgt ihr, um die Mitarbeitenden bei der digitalen Transformation zu involvieren und zu begeistern?
Um unsere Mitarbeitenden bei der digitalen Transformation zu involvieren und zu begeistern, verfolgen wir mehrere zentrale Strategien. Erstens ist es uns wichtig, unsere Mitarbeitenden von Anfang an in den Prozess einzubeziehen. Das bedeutet, dass wir aktiv ihre Bedürfnisse und Anforderungen anhören und darauf basierend gezielt Verbesserungen einführen. Diese Rückmeldungen sind für uns von unschätzbarem Wert, da unsere Mitarbeitenden täglich mit den Systemen arbeiten und die Pain-Points am besten kennen. Zweitens haben unsere Mitarbeitenden jederzeit die Möglichkeit, sich bei Schwierigkeiten oder Fragen an das Management zu wenden. Wir leben und fördern eine offene Kommunikationskultur, in der Probleme und Bedenken schnell und effektiv adressiert werden können. Drittens legen wir grossen Wert darauf, die Vorteile und positiven Auswirkungen der digitalen Neuerungen klar zu kommunizieren. Durch regelmässige Updates und Schulungen zeigen wir auf, wie die neuen Technologien und Prozesse den Arbeitsalltag erleichtern und effizienter gestalten können. Natürlich sind mit der digitalen Transformation auch Herausforderungen verbunden. Doch wir sind überzeugt, dass es entscheidend ist, unsere Mitarbeitenden von Anfang an in den Veränderungsprozess zu integrieren und ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen. Auf diese Weise können wir nicht nur die Akzeptanz und das Engagement erhöhen, sondern auch sicherstellen, dass die Implementierung neuer Systeme und Prozesse reibungslos verläuft und tatsächlich die gewünschten Verbesserungen bringt.
4. Welche wichtigen Lektionen habt ihr bisher bei der Umsetzung der digitalen Transformation gelernt?
Bei der Umsetzung der digitalen Transformation haben wir mehrere wichtige Lektionen gelernt. Eine zentrale Erkenntnis ist, dass wir uns nicht ausschliesslich auf externe Dienstleister verlassen können. Kein externer Partner kennt unsere Prozesse und Systeme so gut wie wir selbst. Daher ist es entscheidend, dass wir unsere internen Kompetenzen stärken und unsere eigenen Expertenteams in den Transformationsprozess einbinden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die gründliche Analyse unserer bestehenden Prozesse. Bevor wir Änderungen vornehmen, ist es unerlässlich, dass wir genau verstehen, wie unsere aktuellen Systeme funktionieren und wo Optimierungspotenzial besteht. Änderungen, die sofort umsetzbar sind, sollten wir auch unverzüglich realisieren, um schnelle Fortschritte zu erzielen. Zudem haben wir die Bedeutung von Konsequenz und Transparenz in diesem Prozess erkannt. Es ist wichtig, alle Mitarbeitenden gleich zu behandeln und sicherzustellen, dass jede Veränderung klar und offen kommuniziert wird. Nur so vermeiden wir Missverständnisse und gewährleisten, dass alle Beteiligten stets auf dem gleichen Stand sind und wissen, was die anderen tun. Letztlich haben wir gelernt, dass die digitale Transformation nicht nur technologische, sondern auch organisatorische und kulturelle Veränderungen erfordert. Eine transparente Kommunikation und die aktive Einbindung aller Mitarbeitenden sind dabei Schlüsselfaktoren für den Erfolg.
5. Welche nennenswerten digitalen Innovationen gibt es bei euch im Unternehmen?
Da wir ein Dienstleistungsunternehmen sind, konzentrieren sich die digitalen Innovationen hauptsächlich auf interne Prozessoptimierungen anstatt auf die Entwicklung eines einzelnen Produkts. Eine unserer wichtigsten Initiativen ist die Integration verschiedener Programme, um eine nahtlose und effiziente Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Systemen zu gewährleisten. Ein weiteres für uns wichtiges und herausforderndes Projekt ist die Einführung einer digitalen Zeiterfassung für die Monteure. Dieses System ermöglicht unseren Mitarbeitenden, ihre Arbeitszeiten effizient und transparent zu erfassen und zu verwalten. Es reduziert den Verwaltungsaufwand und bietet sowohl den Mitarbeitenden als auch dem Management einen klaren Überblick über die Arbeitszeiten und -leistungen. Herausfordernd ist es deshalb, da wir jeden Monat je nach Projektstärke noch eine gewisse Anzahl Mitarbeiter von Partnerunternehmen auf Projekten einsetzen, die auch zeitlich erfasst und abgerechnet werden müssen. Eine weitere Herausforderung bilden unsere Kunden, bei denen es ebenfalls eine Vielzahl an Zeiterfassungsmodalitäten gibt, die alle unterschiedlich sind. Trotz unseres Fokus auf interne Verbesserungen sind wir auf externe Systemangebote angewiesen, um unsere digitalen Ziele zu erreichen. Durch die Kombination von bewährten externen Lösungen mit unseren spezifischen Anforderungen können wir massgeschneiderte Systeme entwickeln, die unseren Geschäftsprozessen optimal gerecht werden.
6. Wo siehst du bei euch die grössten Herausforderungen bei der Umsetzung der digitalen Transformation?
Die grösste Herausforderung bei der Umsetzung der digitalen Transformation in unserem Unternehmen liegt derzeit in der Kombination unserer unterschiedlichen Systeme. Wir können auf keine der vorhandenen Funktionen verzichten, aber die Integration von Schnittstellen ist nicht immer möglich. Hier stehen wir oft vor der Entscheidung, ob der Aufwand für die Neu-Implementierung eines anderen Systems gerechtfertigt ist oder ob es sinnvoller ist, die bestehenden Systeme weiter zu optimieren. Zusammengefasst sind unsere Herausforderungen daher hauptsächlich technischer Natur. Die Komplexität der Systemintegration erfordert sorgfältige Planung und Ressourcen, um sicherzustellen, dass alle Prozesse reibungslos ablaufen und keine wichtigen Funktionen verloren gehen. Erfreulicherweise zeigen unsere Mitarbeitenden Verständnis für die notwendigen Veränderungen und erkennen die zukünftigen Vorteile der digitalen Transformation. Daher konzentrieren wir uns verstärkt darauf, die technischen Hürden zu überwinden und gleichzeitig die Mitarbeitenden weiterhin gut zu unterstützen und zu informieren.
7. Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz in deinem Unternehmen?
Aktuell spielt Künstliche Intelligenz in unserem Unternehmen noch eine sehr untergeordnete Rolle. Der nächste Schritt ist die Evaluierungsphase, in der wir genau prüfen, ob und wie wir KI optimal für unsere Zwecke einsetzen können.
8. Wie siehst du den Digitalstandort Liechtenstein im internationalen Vergleich aufgestellt?
Liechtenstein als Digitalstandort nimmt eine interessante Position im internationalen Vergleich ein. Obwohl es sich um ein kleines Land handelt, zeigt Liechtenstein bemerkenswerte Stärken und Fortschritte im Bereich der digitalen Wirtschaft und Innovation. Ein wesentlicher Vorteil ist die ausgezeichnete Infrastruktur und die hohe Internetdurchdringung, die eine solide Basis für digitale Geschäftsaktivitäten bietet. Die Regierung und die Behörden fördern aktiv die digitale Transformation und haben attraktive Rahmenbedingungen geschaffen, um Startups und Technologieunternehmen anzuziehen. Dies zeigt sich unter anderem durch die Schaffung eines regulatorischen Umfelds, das Innovationen begünstigt und rechtliche Sicherheit bietet. Liechtenstein kann als Digitalstandort durch seine Innovationsfreundlichkeit, seine gute Infrastruktur und seine vorteilhafte geografische Lage überzeugen.
Vielen Dank für das Gespräch!